Dass das Thema Heizungsgesetz viele Bürgerinnen und Bürger bewegt, zeigte das mit rund 60 Personen gefüllte Sportheim des SV Altensittenbach bei der entsprechenden Informationsveranstaltung der CSU in Hersbruck. Hersbrucks Ortsvorsitzender Götz Reichel begrüßte unter den Anwesenden den Landtagsabgeordneten und CSU-Kreisvorsitzenden Norbert Dünkel, die Europaabgeordnete Marlene Mortler, Hersbrucks Zweiten Bürgermeister Peter Uschalt und Reichenschwands Ersten Bürgermeister Manfred Schmidt. Dünkel ging in seinem Eingangsstatement auf die aus Sicht der Union inakzeptablen handwerklichen Fehler beim geplanten Heizungsgesetz ein. Wie bei vielen anderen Entscheidungen von SPD, Grünen und FDP wird auch hier Ideologie zulasten sachlicher Argumente in den Vordergrund gestellt. Uschalt und Mortler kritisierten in ihren Grußworten ebenfalls das in großen Teilen ideologisch und nicht fachlich geprägte Heizungsgesetz. Marlene Mortler empfahl den Anwesenden außerdem für die Landtagswahl am 08. Oktober den bewährten Kandidaten Norbert Dünkel und die weiteren Kandidatinnen und Kandidaten für Landtag und Bezirkstag.
Erster Fachreferent des Abends war der Geschäftsführer des Hersbrucker Energieversorgers HEWA, Harald Kiesl. Er ging in seinem Impulsvortrag darauf ein, weshalb die Wärmeversorgung aktuell im Zentrum der Energiewende steht. So wird in Deutschland die Hälfte des gesamten Energiebedarfs für die Wärmeerzeugung eingesetzt, davon 80% aus fossilen Energieträgern (im Landkreis Nürnberger Land 81%). Aus seiner Sicht ist der angesetzte Zieltermin für Klimaneutralität weniger wichtig als der erste Schritt. Und hierfür ist entscheidend, dass die Bürgerinnen und Bürger mitgenommen und nicht zu etwas gezwungen werden. Kiesl hält Technologieoffenheit für entscheidend, eine einseitige Konzentration auf Wärmepumpen und Fernwärme verhindere auch die Entwicklung von Lösungen, die heute noch gar nicht abzusehen seien.
Als städtischer Energieversorger wird die HEWA demnächst mit der kommunalen Wärmeplanung für das Hersbrucker Gebiet starten, um die Frage beantworten zu können „Wo kann ich künftig wie heizen?“. Es wird erhoben, wo Fern- oder Nahwärmenetze machbar und sinnvoll sind, wo Photovoltaik ausgebaut werden könnte aber auch, wo keine zentrale Lösung möglich ist. Kiesl schätzt, dass letzteres auf ca. 40% der Fläche Hersbrucks zutreffen wird, wo die HEWA nicht tätig werden kann und kleine, private Einheiten gefragt sind. Die Ergebnisse dieser Wärmeplanung dienen jedem Einzelnen als Entscheidungsgrundlage für die künftige individuelle Wärmeversorgung. Auch auf limitierende Faktoren ging Kiesl ein. So betreibt die HEWA aktuell rund 2.500 Gasanschlüsse, von denen realistisch rund 100 pro Jahr auf alternative Versorgung umgestellt werden können. Er warnte daher vor übereilten Entscheidungen für eine neue Wärmequelle, die sich im Zeitverlauf als ineffizient und teuer erweisen könnte.
Zweiter Fachreferent des Abends war Hendrik Nijhuis, den Götz Reichel als „Mr. Wärmepumpe“ ankündigte. Nijhuis ist bei einem führenden Hersteller von Wärmepumpen beschäftigt und berät dort Sanitärfachbetriebe bei der Planung passender Lösungen für deren Endkunden. Gleich zu Beginn seines Vortrags machte er aber deutlich, dass auch er nicht die Wärmepumpe als die alleinige heilsbringende Lösung sehe, sondern vielmehr bei jedem Einzelfall die langfristige Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen müsse. Nijhuis sieht vor allem vier Technologien als aktuell sinnvoll, um die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes zu erfüllen. Und hier steht für ihn an erster Stelle die Fern- bzw. Nahwärme, da diese dem Nutzer nicht nur einen Großteil der Verantwortung für seine Wärmeversorgung abnehme, sondern auch unter Berücksichtigung aller Kosten wirtschaftlich zu betreiben sei. Die oft vorgetragene Befürchtung der Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter sei insbesondere in Gebieten mit lokalen Energieversorgern zu vernachlässigen. Unterstrichen wurde dies von Harald Kiesl, der darauf verwies, dass diese Abhängigkeit bei der Wasserver-und Entsorgung schon viele Jahrzehnte problemlos funktioniere und bei der HEWA nicht die Gewinnerzielung im Mittelpunkt stehe. Die Frage aus der Zuhörerschaft, ob beim Anschluss an die Fernwärme tatsächlich kein holzbefeuerter Kamin mehr betrieben werden dürfe, konnten die Fachleute verneinen, dies sei auch künftig möglich.
Nach der Fernwärme ging Hendrik Nijhuis auf die wie er es nannte „technologische Spitzenlösung“ ein, die Wärmepumpe. Wenn die Rahmenbedingungen passen, lässt sich diese wirtschaftlich und komfortabel betreiben. Leider sind diese Rahmenbedingungen vielfältig und reichen von der Heizungsart mit benötigter Vorlauftemperatur, der Dämmung des Objekts bis hin zu ausreichendem Platz auf dem eigenen Grundstück für die Abstände der Wärmepumpe zum eigenen Haus und den Nachbarn. Auch sei die Investition in Deutschland aktuell noch deutlich höher als in Nachbarländern, so koste eine Wärmepumpe in Frankreich nur etwa die Hälfte des in Deutschland üblichen Preises. Hier erwartet Nijhuis aber ein steigendes Angebot an günstigeren Lösungen auch bei uns.
Als dritte Lösung für den Umstieg sieht Nijhuis Biomasseheizungen. Diese seien trotz aller Ausschläge bei den Beschaffungskosten für das Brennmaterial in den letzten Monaten besonders günstig im Betrieb. Als limitierenden Faktor sieht er aber die Verfügbarkeit der Energieträger. Biomasseheizungen würden daher keine flächendeckende Lösung darstellen, trügen aber einen wichtigen Beitrag zur Energiewende bei. Einhellig begrüßt wurde daher von den Anwesenden, dass erst durch den Einsatz der Union auf Bundes- und Europaebene Holz als Energieträger auch weiterhin als nachhaltiger Energieträger anerkannt wird und somit heimische Ressourcen genutzt werden können.
Für die Optimierung bestehender Heizungsanlagen bieten sich so genannte Hybridlösungen an, so Nijhuis weiter. Hier werden beispielsweise Öl- oder Gasheizungen um Solarthermie oder eine Wärmepumpe ergänzt. Diese Lösungen sind zwar sehr sicher bei der Wärmeversorgung und können die Verbrauchskosten reduzieren. Allerdings sind auch immer zwei Systeme zu betreiben und zu warten, was die Effizienz deutlich verschlechtert. Auch hier gilt daher eine genaue Betrachtung der individuellen Gegebenheiten. Abschließend ging Hendrik Nijhuis noch auf Nischenlösungen ein wie elektrische Klimasysteme, die Räume mittels Luftstroms heizen oder kühlen oder direktelektrische Heizungen (z.B. Infrarot). Nur in wenigen sehr speziellen Fällen lasse sich hiermit eine wirtschaftliche Lösung realisieren.
Die anschließende Fragerunde moderierte Götz Reichel. „Was passiert 2025, wenn die Regierung eine andere ist?“ war die erste Frage. „Auf jeden Fall wird es besser“ antwortete Norbert Dünkel. In Bayern werde heute schon vieles getan, um die Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen auf die Bürgerinnen und Bürger abzumildern, dies werde man auch auf Bundesebene tun, wenn sich die Vorzeichen ab 2025 ändern. Bis dahin werde man alles tun, um das Heizungsgesetz doch noch technologieoffener gestalten zu lassen. Woher die Ingenieure und andere Fachleute kommen sollen, die für die nötigen Planungen für individuelle und auch Sammellösungen erforderlich sind, wollte ein weiterer Zuhörer wissen. Wie in vielen anderen Bereichen müsse der Fachkräftemangel insgesamt behoben werden, stimmten die Fachleute zu. Ein in Bayern schon eingeschlagener Weg sei beispielsweise die Kostenfreiheit der Meisterausbildung, es seine aber noch viele andere Maßnahmen nötig. Auf die Frage, ob ohne Fußbodenheizung eine Wärmepumpe Sinn mache, antwortete Hendrik Nijhuis, dass es mittlerweile auch Lösungen mit einer dann benötigten Vorlauftemperatur von 70 Grad gebe, dies aber zu Lasten der Effizienz gehe. „Verkraftet unser Stromnetz die vielen Wärmepumpen und E-Autos?“ wollte ein weiterer Zuhörer wissen. Harald Kiesl bestätigte, dass dies eine Herausforderung für die Netze darstelle. In der Praxis sei es aber so, dass nie der gesamte Bedarf zeitgleich auftrete und mit intelligenten Netzen die Last verteilt werden könne, so dass mit einem realistischen Netzausbau der Bedarf gedeckt werden könne. Es müsse doch allen klar sein, dass der Umstieg zu nachhaltigen Brennstoffen nicht zum Nulltarif zu bekommen sei, warf ein Zuhörer ein. Dem stimmte Götz Reichel zu, wichtig sei aber, dass niemand mit dem Umstieg überlastet werde. Es dürfe niemand gezwungen sein, sein Eigenheim zu verkaufen, es müsse zielgerichtete Förderung und Unterstützung geben. Basis sei aber ein Umstieg auf Basis von Fakten statt Ideologie unter Ausnutzung aller verfügbaren Technologien, was von den Anwesenden bestätigt wurde. Abschließend bedankte sich Reichel bei den Referenten für die sehr interessanten Vorträge, bei David Benaburger für die professionelle Vorbereitung der Veranstaltung und beim SV Altensittenbach für die Räumlichkeiten und die Bewirtung.
Das Bild zeigt vlnr: Götz Reichel (Vorsitzender CSU Hersbruck), Harald Kiesl (HEWA), Hendrik Nijhuis (Referent), Norbert Dünkel, MdL, und David Benaburger (Digitalbeauftragter CSU Hersbruck)