„Hersbruck erleben“ – unter diesem Motto organisiert die CSU in Hersbruck in unregelmäßigen Abständen Vor-Ort-Termine in öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen in Hersbruck. Den Abschluss der diesjährigen Veranstaltungsreihe bildete das Amtsgericht. Die Ortsvorsitzenden Peter Uschalt (Altensittenbach) und Götz Reichel (Hersbruck) begrüßten eine große Zahl Mitglieder und Interessierte, die sich vom Stellvertretenden Direktor des Amtsgerichts Stefan Sauer und dem Stadtführer und ehemaligen Wachmann Rudi Wolfermann das historische Gebäude zeigen ließen.
Rudi Wolfermann erläuterte zunächst die Geschichte des Schlosses. Eine wohl schon aus der Zeit um 976 bestehende Veste wurde im Jahr 1517 in ein Schloss umgebaut, um dem Nürnberger Pfleger einen angemessenen Wohn- und Amtssitz zu bieten. Bei der Durchreise von Kaiser Matthias im Jahr 1613 wurde es mangels repräsentativer Türme als nicht angemessen eingestuft und deshalb kurz darauf um einen Ehrenhof mit den beiden Türmen erweitert. Um 1900 wurde der westliche Turm abgerissen. In den 1960er Jahren diskutierte der Hersbrucker Stadtrat, ob man diesen aus Gründen der Symmetrie wieder errichten lassen solle. Es gab auch Stimmen, die dasselbe Ergebnis mit dem Abbruch des östlichen Turms erreichen wollten, sie konnten sich glücklicherweise aber nicht durchsetzen.
Stefan Sauer ging anschließend auf die Aufgaben des Amtsgerichts und seiner 13 Richterinnen und Richter ein. Der örtliche Zuständigkeitsbereich umfasst den ganzen Landkreis, die sachliche Zuständigkeit richtet sich nach dem Streitwert der Verfahren bzw. der zu erwartenden Strafhöhe. Aufgeteilt ist es auf drei Gebäude, das Amtsgericht I im Schloss und die Amtsgerichte II (Betreuungsverfahren) und III (Familiengericht) in direkt angrenzenden Nebengebäuden. Grundsätzlich sind die Verfahren öffentlich mit wenigen Ausnahmen, seit einigen Jahren ist der Zugang aber durch Wachpersonal und einen Metalldetektor gesichert. Sauer zeigte nicht ohne Stolz die noch frisch renovierten Räume mit ihren Stuckdecken. Der Denkmalschutz schränke die Umbaumöglichkeiten zwar ein, das Arbeiten in solch historischen Räumlichkeiten biete aber einen ganz besonderen Reiz, erklärte er den Teilnehmern auf Nachfrage. Weniger repräsentativ zeigten sich die beiden Arrestzellen im Keller des Schlosses. Hier werden Angeklagte für wenige Stunden vor und nach ihren Verhandlungen untergebracht, ein Aufenthalt über Nacht erfolgt nicht.
Nach rund eineinhalb Stunden mit vielen neuen Eindrücken trafen sich die Teilnehmer noch im Café Bauer und ließen den Abend gesellig ausklingen.