Regelmäßig lädt die CSU in Hersbruck, bestehend aus den beiden Ortsverbänden Hersbruck und Altensittenbach und der Stadtratsfraktion, im Rahmen der Reihe „Hersbruck erleben“ ein, Hersbrucker Wahrzeichen und Firmen näher kennenzulernen. Dieses Mal war die Spitalkirche das Ziel. Neben Mitgliedern beider Ortsverbände konnte Zweiter Bürgermeister Peter Uschalt auch den früheren Stadtarchivar Albert Geng und den dienstältesten Stadtführer Horst Piesche begrüßen. Einleitend ging Uschalt darauf ein, dass es sich um eine der wenigen Kirchen in Deutschland handelt, die sich nicht in kirchlichem Besitz befindet, sondern über eine von der Stadt Hersbruck verwaltete Stiftung.
Dr. Dietrich Kappler, Sprecher der Gruppe „Spitalkirchenöffner“ erläuterte den Teilnehmern dieses Hersbrucker Kleinod. 1406 stifteten die Bürger Johann und Anna Polster das Spital als Hospital für Kranke, Alte und Bedürftige. Bereits 1424 wurde angrenzend eine Kapelle errichtet, die im Laufe der Zeit zu einer Kirche ausgebaut wurde. Dr. Kappler schilderte anschaulich die Geschichte der Kirche mit ihren zwei Altären, von denen der ältere der Schule von Veit Stoss zugerechnet wird. Glücklicherweise wurde dieser nach der Errichtung des barocken Hauptaltars im Jahr 1688 nicht wie üblich entsorgt, sondern blieb der Nachwelt erhalten. Zu den Besonderheiten gehört auch die Kanzel, an der ein Gestell mit Sanduhren befestigt ist. Ob der Pfarrer dadurch zur Einhaltung einer minimalen Predigtzeit angehalten werden oder ermahnt werden sollte, sich kurz zu fassen, ist nicht überliefert, wie Kappler scherzhaft anmerkte. Die historische Ausstattung dieser Kirche hat die Gruppe der Spitalkirchenöffner dazu animiert, jeden Samstagvormittag die Tore zu öffnen und Besuchern die Besichtigung zu ermöglichen. Zusätzlich findet einmal im Monat eine fachkundige Führung durch Horst Piesche statt.
Die Hersbrucker Zeitung berichtete bereits, dass die Bausubstanz der Spitalkirche stellenweise im wahrsten Sinne des Wortes in die Jahre gekommen ist. Stadtbaumeister Lothar Grimm führte die Besuchergruppe daher hinter die Kulissen. Er betonte eingangs, dass deutliche Schäden vorhanden seien, der Zustand jedoch keine akute Gefährdung des Gebäudes bedeute. Größtes Problem seien die verschiedenen Dachstühle. Fehlerhafte frühere Sanierungen, stellenweiser Wassereintritt aber auch der ganz normale Zahn der Zeit beeinträchtigten die Statik. Aktuell werden entsprechende Gutachten erstellt, die Verschiebungen des Gebälks werden untersucht und die Raumluft wird zu verschiedenen Jahreszeiten sowohl bei gefüllter wie auch bei leerer Kirche gemessen. Schon heute ist abzusehen, dass alleine die statische Restaurierung einen mittleren 6-stelligen Betrag kosten werde. Weitere notwendige Sanierungen werden diesen Betrag noch deutlich erhöhen. Die Stadt Hersbruck als Verwalter der Elisabeth-Stiftung steht mit verschiedenen Stellen in Verbindung, um Zuschüsse und Fördermittel für die Sanierung zu erhalten.
Beeindruckt zeigte sich der Hersbrucker Ortsvorsitzende Götz Reichel vom Zustand des sichtbaren Gebälks in den oberen Stockwerken. Seit nahezu 600 Jahren trägt dieses die Dächer und Böden der Kirche und sieht bis auf die oben geschilderten lokal eingegrenzten Mängel wie neu aus. Ein Beweis für die Handwerkskunst des 15. Jahrhunderts, die noch ohne detaillierte statische Berechnungen auskommen musste, bestätigte Lothar Grimm. Die Vorsitzende der Frauen Union Elaine Schmidt fand Parallelen zu historischen Kirchenbauten in ihrer ursprünglichen Heimat Schottland. Für sie als Fotografin war aber auch der einzigartige Blick auf die Prager Straße aus den oberen Stockwerken der Kirche ein ganz persönliches Erlebnis.
Peter Uschalt und Götz Reichel bedankten sich bei Dr. Kappler und Stadtbaumeister Grimm für die fundierten und anschaulichen Erläuterungen und den Rundgang durch das Gebäude. „Wir werden unsere Spitalkirche künftig mit anderen Augen sehen“, bestätigte Uschalt die einhellige Meinung aller. Über die erlebten Eindrücke tauschte man sich anschließend bei einem Stammtisch in Kratzers Biergarten aus. Über die nächsten Veranstaltungen der Reihe „Hersbruck erleben“ wird wieder wie gewohnt in der Hersbrucker Zeitung informiert.