1525: Ein Schicksalsjahr der Geschichte – Vortrag zur „Zeitenwende der Reformation“ bei der CSU Hersbruck
Hersbruck – Was hat die aktuelle Weltpolitik mit dem Jahr 1525 zu tun? Dieser Frage ging Pfarrer im Ruhestand Gerhard Metzger bei einem fesselnden Vortrag auf Einladung der CSU in Hersbruck nach. Unter dem Titel „1525 – Zeitenwende der Reformation“ beleuchtete Metzger die dramatischen Ereignisse vor 500 Jahren, die den Lauf der Kirchengeschichte maßgeblich veränderten.
Die CSU-Ortsvorsitzenden Götz Reichel und Peter Uschalt konnten neben zahlreichen Interessierten auch die FU-Vorsitzende Elaine Schmidt und den katholischen Stadtpfarrer Wunnibald Forster begrüßen, was das ökumenische Interesse an diesem historischen Thema unterstrich.
Parallelen zur Gegenwart
Metzger stieg mit einem aktuellen Bezug ein: Der Begriff „Zeitenwende“, den Bundeskanzler Olaf Scholz geprägt hat, lässt sich treffend auf das Jahr 1525 übertragen1. Damals wie heute befand sich die Welt in einem radikalen Umbruch – technologisch durch den Buchdruck, geopolitisch durch das Erstarken neuer Mächte und gesellschaftlich durch das Ende des Mittelalters2222.
Das „Dreamteam“ der Reformation
Der Referent machte deutlich, dass Martin Luther kein Einzelkämpfer war. Er wurde gestützt von einem Netzwerk, das Metzger anschaulich skizzierte:
- Friedrich der Weise: Der Kurfürst fungierte als Schutzschild und bewahrte Luther durch diplomatische Verzögerungstaktik vor dem Zugriff Roms3333.
- Philipp Melanchthon: Als „Lehrer Deutschlands“ sorgte er für das intellektuelle Fundament und die Bildung4444.
- Lukas Cranach: Er war der „PR-Manager“, der durch seine Bilder die Botschaft auch ohne Worte verbreitete5.
1525 – Das Jahr der Entscheidung
Der Kern des Vortrags widmete sich dem Jahr 1525, in dem sich die Ereignisse überschlugen. Metzger beschrieb dieses Jahr als „endgültige Zeitenwende“6. Mehrere Faktoren kamen zusammen:
- Der Bauernkrieg: Die von Luther gepredigte „Freiheit eines Christenmenschen“ wurde von den Bauern politisch verstanden. Als die Aufstände gewaltsam wurden, distanzierte sich Luther scharf, was ihn viele Sympathien im einfachen Volk kostete7777.
- Politische Machtverschiebungen: Mit dem Tod seines Beschützers Friedrich des Weisen im Mai 1525 verlor Luther seinen wichtigsten politischen Halt8. Gleichzeitig festigte Kaiser Karl V. durch den Sieg in der Schlacht von Pavia seine Macht in Europa9999.
- Nürnberger Religionsgespräch: Metzger verwies auf die lokale Bedeutung: Im März 1525 fand im Nürnberger Rathaus ein Religionsgespräch statt, das dazu führte, dass Nürnberg als erste Reichsstadt die Reformation offiziell einführte und Klöster abschaffte10.
Ein persönliches Zeichen im Chaos
Mitten in diesen Wirren setzte Luther ein privates Zeichen des Trotzes und der Hoffnung: Er heiratete die entflohene Nonne Katharina von Bora. Ein Schritt, über den, so Luther, „die Engel lachen und die Teufel weinen“ sollten.
Fazit
Gerhard Metzger resümierte, dass 1525 die Reformation ihren Charakter veränderte: Die Bewegung „von unten“ ging verloren, und es begann die Phase der „Fürstenreformation“ und der institutionellen Festigung der Kirche.
Der Abend bot den Anwesenden, darunter Stadtpfarrer Forster, nicht nur tiefen historischen Einblick, sondern regte auch zum Nachdenken über die Rolle von Glaube und Politik in Krisenzeiten an.



