Unterschiedlicher hätten die drei Betriebsbesuche der Bundestagsabgeordneten Marlene Mortler, des CSU-Ortsvorsitzenden Götz Reichel und des zweiten Bürgermeisters Peter Uschalt in Hersbruck nicht sein können: Bei der IGE-Erlebnisreisen und Reiseservice GmbH erfuhr die Politikerin Wissenswertes über die Bahnlogistikbranche im In- und Ausland sowie den Bahntourismus. Um Hightech ging es bei der Stippvisite bei Geru Plast, einem führenden Hersteller von PE-Verpackungsfolien. Die Fleischmann GmbH Textilmietservice informierte die Politiker über die Tätigkeit im deutschlandweiten Verbund von Großwäschereien und effiziente Waschverfahren. Einblicke in das Gärtnerei- und Floristik-Geschäft gab die Gärtnerei Wendler. Gemeinsamkeiten gab es dennoch.
IGE – diese Abkürzung steht jetzt für „Internationale Gesellschaft für Eisenbahnverkehr“, wie Mortler und ihre Begleiter von Geschäftsführer Armin Götz erfuhren. 1982 gegründet, spezialisierte sich das Eisenbahnverkehrsunternehmen auf internationale Güterzugleistungen mit eigenen Fahrzeugen sowie Personal und hat eine eigene Sparte für Bahnreisen. Heute ist die IGE erfolgreich mit zwölf Lokomotiven und 85 Mitarbeitern im Einsatz. Zu ihren Kunden gehören beispielsweise namhafte Auto- und Mineralölhersteller. „Die Auftragslage ist sehr gut. 2016 konnten wir 10,5 Millionen Euro umsetzen. Für 2017 rechnen wir mit 14 Millionen Euro“, erklärte Götz zufrieden.
Kritisch sieht er allerdings den deutschen Bahnverkehr im internationalen Vergleich: „Sowohl geschäftlich als auch privat bin ich oft im Ausland unterwegs. Dabei sehe ich, was in unserer Branche eigentlich drin wäre“, sagte der IGE-Chef. In China sei es kein Problem 1.000 Kilometer ohne umzusteigen in fünf Stunden zurückzulegen. „Keine Frage, was den Bahnverkehr angeht, gibt es in unserem Land noch viel zu tun. Bei uns im Nürnberger Land setze ich mich für den Ausbau der Elektrifizierung ein. Das bringt den ländlichen Raum entscheidend voran“, betonte Mortler.
Eine große Herausforderung für Götz ist die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern. Besonders bei den Lokführern herrsche Fachkräftemangel. „Das liegt eher am Image des Berufs als an der Bezahlung, die recht gut ist“, so der IGE-Geschäftsführer. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzt die IGE auf ein internes Qualifikations- und Weiterbildungssystem und die Ausbildung zum Betriebseisenbahner.
Hier gibt es durchaus Überschneidungen mit dem Hersbrucker Folienhersteller Geru-Plast GmbH. Das Unternehmen ist ebenfalls sehr aktiv bei der Nachwuchsförderung. „Wir bieten zahlreiche Ausbildungsberufe wie Verfahrens- oder Industriemechaniker/in, Elektroniker/in, Fachlagerist/in und Industriekauffrau oder –mann an. So stellen wir sicher, dass uns auch in Zukunft qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung stehen“, sagte Unternehmensgründer Gerd Ruderisch.
Im Laufe der fast 40-jährigen Firmengeschichte hat sich Geru-Plast nicht nur zu einem attraktiven Arbeitgeber, sondern zu einem international tätigen Hightech-Unternehmen entwickelt. Dabei waren die Anfänge bescheiden. Begonnen hat Ruderisch als Ein-Mann-Betrieb mit der Produktion von Beuteln und Säcken. „Unsere Firma ist gesund und organisch gewachsen. Derzeit bieten wir verschiedenste Polyethylen-Verpackungslösungen an und zeichnen uns durch hohe Qualität sowie großes Umweltbewusstsein aus. PE ist nämlich einer der umweltfreundlichsten Kunststoffe überhaupt“, sagte Ruderisch. Mortler begrüßte dies als umweltpolitische Sprecherin der CSU-Landesgruppe.
Die Produktion sei laut Ruderisch jedoch sehr stromintensiv. „Deswegen sind wir darauf angewiesen, dass die Politik die Besonderheiten stromintensiver Industrien wie unserer in der Energiepolitik weiter berücksichtigt“, betonte er. Mortler stimmte Ruderisch zu und versprach sich in Berlin weiter dafür einzusetzen.
Beeindruckt zeigte sich die Politikerin von den Produktionsabläufen. Im Bereich Extrusion produzieren 27 Folienblasanlagen 24 Stunden am Tag die unterschiedlichsten Verpackungsmaterialien. „In der Druckerei werden sie dann nach Kundenwusch bedruckt. Auch die Abteilung Konfektion bearbeitet die Folien nach den Vorstellungen unserer Kunden weiter“, erklärte Ruderisch. Die individuelle Gestaltung der Produkte sei ein weiteres Alleinstellungsmerkmal seiner Firma. Diese liefe derzeit sehr gut, weshalb Geru Plast weitere Investitionen und eine Erweiterung des Standorts plane.
Was betriebliche Modernisierungs- und Ausbaumaßnahmen angeht, ist die Fleischmann GmbH Textilmietservice bereits über die Planungsphase hinaus. „Aktuell vergrößern wir den Betrieb in Hersbruck. Wir brauchen aber noch mehr Flächen“, so Geschäftsführer Rudolf Fleischmann. Seine Familie hat das Unternehmen 1991 übernommen. An den Standorten Hersbruck und Unterschleißheim bietet es Pflege- und Reinigungsservices, Mietwäsche und logistische Dienstleistungen an. „Im Verbund mit weiteren Großwäschereien gewährleisten wir eine einheitliche Versorgung bundesweit tätiger Kunden“, betonte Fleischmann. Dazu zählten zum Beispiel Hotels, Pflege- sowie Reha-Einrichtungen – ein wachsender Markt.
Großen Wert legt die Textilreinigung auf effiziente Waschverfahren. „Wir haben den Wasserverbrauch immer mehr optimiert. Das Wasser für unsere Reinigung stammt aus unserem eigenen Brunnen und wird auch bei uns aufbereitet“, erklärte der Geschäftsführer Mortler bei einem Rundgang durch die Wäscherei. „Natürlich muss der Betrieb schon aus wirtschaftlichen Gründen auf Nachhaltigkeit setzen. Umso besser, wenn dabei Wasser gespart und unsere natürlichen Ressourcen geschont werden“, sagte Mortler.
Fleischmann nutze das Gespräch mit der Politikerin, um darauf aufmerksam zu machen, dass seine Wettbewerber eine Ausnahmegenehmigung für Lkw-Fahrten am Sonntag haben. Seiner Firma hatte dies das zuständige Landratsamt bisher verwehrt. Darum will sich Mortler nun persönlich kümmern. „Gerade unsere vielen Familienunternehmen können wir nicht mit überbordender Bürokratie belasten“, sagte die Bundestagsabgeordnete.
Damit dürfte sich Mortler auch die Zustimmung der Gärtnerei Wendler sicher sein. Der Familienbetrieb unter der Geschäftsführung von Friedrich Stecher ist an drei Standorten im Nürnberger Land vertreten. Im Hersbrucker Stadtteil Altensittenbach ist die Gärtnerei mit Blumenladen zu finden. Seit 2014 gehört zudem „Blumen Muggenthaler“ in der Amberger Straße in Hersbruck und seit Mitte August 2016 ein Blumenladen in der Innenstadt in Lauf an der Pegnitz zum Unternehmen.
„Wir verstehen uns als Dienstleister rund um die Pflanzen nach dem Motto: Kaufen wo’s wächst“, so Stecher zur Firmenphilosophie. Neben dem Gärtnereibereich und floristischen Standards wie Sträußen und Gebinden für jeden Anlass gehört zum Angebot auch die Innenraumbegrünung. Das beinhalte die Beratung und Konzepterstellung für den gewerblichen sowie öffentlichen Bereich, erklärte Stecher seinen Gästen aus der Politik. „Wir begrünen beispielsweise Großraumbüros oder Schwimmbäder. Die Pflanzen sehen dort nicht nur schön aus, sondern sind ein echter Umweltfaktor, weil sie Schadstoffe aus der Luft filtern. Damit können wir auch das Raumklima verbessern. Das wird von unseren Kunden immer mehr nachgefragt“, sagte Stecher. Mortler freute sich über den Erfolg des Unternehmens, das nun bereits in der dritten Generation geführt wird.
Zum Abschluss ihrer Betriebsbesuche in Hersbruck lobte Mortler die unternehmerische Vielfalt in ihrer Heimat. „Ich bin immer wieder erstaunt, welche großartigen, innovativen Betriebe unsere Region hervorbringt. Wir müssen sie mit den richtigen Rahmenbedingungen unterstützen, sei es mit gut ausgebauten Verkehrswegen, im Bereich Energie, bei Bildung und Ausbildung, in der Forschungsförderung oder in punkto Bürokratie. Das ist eine Daueraufgabe für uns Politiker, da müssen und werden wir dranbleiben“, sagte die Bundestagsabgeordnete.